Wo TV-Programm-Reihen gaga-istisch „Der FilmFilm“ und Fussbekleidungen nicht weniger hirnrissig „Funktionssocken“ heissen, da bekommt der moderne Produktkategorien-Schwachsinn Methode.
Also, den Beruf „Werbetexter“ gibt es, das liest man ja hin und wieder in Stellenanzeigen. Durchaus erstaunlich zwar, dass mit der Schöpfung von Gaga-Adjektiven, wie „sternhagelgünstig“ nicht nur gutes Geld zu verdienen sondern sogar ein „Berufsbild“ zu begründen ist, aber, naja. Und gewiss gibt es den Beruf des „Produktdesigners“. Socken und Unterwäsche, Eimer und Löffel, Streichölzer und Zahnstocher – selbst vermeintlich „profane“ Produkte erhalten durch Designer eine Form und damit ihr „Profil“. Dazu erfinden dann „Marketingberater“ eine Marke, nein, gerne eine ganze Markenphilosophie, die mitunter zu einer „Markenreligion“ mutiert, um deren Botschaften sich wiederum „Marken-Evangelisten“ kümmern – noch so ein Beruf, von dem man schon gelesen, über den man vielleicht schon mal gestaunt hat.
Doch gibt es eigentlich auch den „Produktkategorien-Erfinder“ als Beruf?“
Nein?
Doch!
Es muss so sein, und offenbar sitzt diese Spezies stets als Top-Entscheider am längeren Hebel, also über den Evangelisten, Beratern, Designern und Textern. Wie sonst ist es zu erklären, dass es so dämliche, nein, so „wir-halten-unser-Publikum-für-vollkommen-dämlich“-e Kategorien gibt wie den „FilmFilm“? (Und das schon so lange.) Doch nur, weil alle halbwegs vernunftgesteuerten Mitdenker und mutigen Bedenkenträger durch einen ganz bestimmten Bestimmer überstimmt werden. Ein Überstimmer, der „Das ist doch hirnrissig“-Zwischenrufe einfach weg-schlagwortet – ob nun selbstbestimmt oder fremdbestimmt vom nächst höheren Bestimmer. Das‘ja dann ja auch egal.
Nicht egal ist aber, dass dieser Produktkategorien-Schwachsinn oft genug Methode bekommt. Etwa bei Socken und Unterwäsche. Irgendwann vor Jahren fing es an, dass es plötzlich „Funktionssocken“ gab und dann „Funktionsunterwäsche“. Oder umgekehrt. Is‘ ja nicht so wichtig, wer nun den ersten Verblödungs-Schritt gemacht hat. Vermutlich tobt in der Produktkategorien-Erfinder-Branche schon ein erbitterter Rechts-Streit um die Patent-Rechte am Vorwort „Funktions-“. Denn was liesse sich nicht alles noch damit vermeintlich aufwerten: Funktions-Eimer! Funktions-Löffel! Funktions-Zahnstocher!
Ich meine, natürlich kann Unterwäsche unterschiedliche Funktionen haben: Zu wärmen (im Winter), vor Wundreiben zu schützen (unter Arbeitskleidung), unbrennbar zu sein (für Feuerwehrleute oder Rennfahrer) und natürlich auch schön auszusehen (für Romantik). Aber sie hat von Hause aus natürlich eine Funktion, was also soll mir dann die Kategorie „Funktions“-Unterwäsche sagen?
Eine Reise-Thermoskanne ist von mir aus ein „Isoliergefäss für unterwegs“, aber doch bitte keine „Funktionsflasche“! Wenn also Socken oder Unterwäsche so aufgebaut sind, dass sie für Sport, gar für Wintersport besondere Eigenschaften aufweisen, dann ist es Wintersport-Unterwäsche, dann sind es von mir aus Ski- oder auch „Laufsport“-Socken. Ich will ja im Baumarkt auch Holzlack oder Metallfarbe kaufen, Stein- oder Holzbohrer, aber eben nicht „Malerei-Lack“, „Funktionsfarbe“ oder „Funktionsbohrer“.
Wo diese Produktkategorien-Erfinderei am Ende hinführt, las ich neulich: Da war ein Paar Strümpfe als „Ultra-Funktions-Socken“ kategorisiert. Ultra-Funktions-… Mann, Mann, Mann, jetzt hört aber mal auf! Wer bitte hat diesen Non-Plus-Ultra-Mist abgesondert? Der möge sich bitte dringend melden (oder gemeldet werden, har har), ich würde da gerne mal jemanden mit meinen Funktions-Händen seinen Ausser-Funktions-Kopf waschen.
So, das war jetzt eine hoffentlich wirksame Verbraucher-Empörung.
Ein Funktions-Text-Text, sozusagen ;-)