Weggabelungen

„Während wir unseren Lebensweg beschreiten, stehen wir an Wegmarken immer wieder vor der Entscheidung, welche Richtung wir nehmen. … Sobald sich uns verschiedene Möglichkeiten bieten, beginnt unser Dilemma. Welcher Weg führt uns bestmöglich an das Ziel – und was vor allem ist das richtige Ziel?“

So umschreibt die Medienkünstlerin Elke Reinhuber den Ansatz Ihres sehenswerten Projekts „I Know Where I‘m going“, dem sich im Internet und derzeit (nur noch für ein paar Tage) in einer kleinen Berliner Galerie annähern lässt.

© Diese und alle folgenden Abbldungen: Elke Reinhuber

„Annähern“, weil in der kleinen (aber feinen) Galerie bei weitem nicht alle zum Projekt zugehörigen Fotos und Bilder zu sehen sind und nur einige als große, ungerahmte Abzüge. Diese aber ziehen den Betrachter schnell in ihren Bann. Für sich genommen schöne Aufnahmen von Weggabelungen aller Art und in aller Welt, entstanden aus zahlreichen Perspektiven und zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Doch die im Wortsinne fokussierten Blicke auf die facettenreichen „Intersection“-Motive entfalten in ihrer Gesamtheit eine faszinierende Wirkung. Sie lassen einen unmittelbar das wohl jedem bekannte Gefühl von Unentschiedenheit spüren.

Mehr noch: im konzeptionellen Hauptpart des Projekts ordnet Reinhuber jedem Bild sowohl eine Luftaufnahme zu (inklusive geografischer Koordinaten) als auch eine abstrahierte Skizze des Wegverlaufs. So erhält das Betrachten der Weggabelungen weitere Dimensionen, man kann auch pflanzliche Verästelungen oder neuronale Netze und Knoten darin sehen.

Und damit spannt sich ein Bogen von Natur zu Gehirn und Geist über die von Menschen gemachten Wege: eine Dialektik, womöglich, für des Menschen Lebensweg. Ein Weg der Entscheidungen – Sackgassen und Schleifen, Kreisel und Labyrinthe eingeschlossen. 
Straßen, Wege, Treppen, Schilder – den Alltag als unendliche Vielfalt und Aneinanderreihung von Abzweigen und Kreuzungen, Entscheidungen und Begegnungen zu betrachten ist ein Gedanke, eine Beobachtung, ist Alltags-Wahrnehmung. Die Visualisierung und Inszenierung indes ist die Kunst. In diesem Fall Medienkunst, sehr zu empfehlen:

Ausstellung noch bis 24.9.2010 in der „Galerie Henriette Olbrisch – Raum in Mitte“
Elisabethkirchstrasse 15, 10115 Berlin
Geöffnet, Mittwoch bis Freitag, 14 – 18 Uhr & nach Vereinbarung: 0179. 39 49 149
www.raum-in-mitte.de

Website http://www.eer.de/x/kunst/foto/page17/page17.html
Dort ist auch der Ausstellungskatalog als PDF zu finden

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