Mit dieser Überschrift machte die Print-Ausgabe des Tagesspiegel am heutigen Sonnabend, den 25.6.2011 auf der ersten Seite auf. Mir fiel ad-hoc ins Auge, dass die Verbindung von Stasi und Platzeck durch diesen Strich ja zweierlei Lesart zulässt – sofern man die Länge des Striches nicht richtig zu interpretieren weiss, oder dies in der Eile des quer Lesens flüchtig wahrnimmt. Inhaltlich von der Tagesspiegel-Redaktion gemeint sind eine aktuelle Affäre um krumme Immobilien-Geschäfte in Potsdam von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern sowie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Letzterer muss sich mit den immer weitere Kreise schlagenden Affären auf mehreren Ebenen auseinandersetzen. Zudem ist es keineswegs der erste Vorfall, bei dem es im Land Brandenburg um Verwicklungen mit Ex-Stasi-Leuten geht.
Genau aus diesem Grund ist die Tagesspiegel-Überschrift in gewisser Weise pikant. Denn wäre der gesetzte Gedankenstrich –Typografen als Geviertstrich vertraut – ein halb so langer Bindestrich, dann würde es ja heissen „Stasi-Platzeck“. Dies aber würde eine direkte Verbindung oder gar Zugehörigkeit von Platzeck zur Stasi implizieren, was eine Behauptung von enormer politischer Tragweite wäre. Anders gesagt: Wäre dieser Gedankenstrich ein halb so langer Bindestrich, dann wäre diese Überschrift mindestens doppelt so brisant.
Na gut, genug der konjunktivistischen Betrachtungen, es ist ja der Gedankenstrich. Aber ein Doppelpunkt hätte hier, meiner Meinung nach, für klarere Verhältnisse gesorgt. Immerhin, für die Feinheiten der Typografie und dass diese über ihre ästhetische Bedeutung hinaus auch inhaltliche Relevanz hat, ist diese Überschrift ein schönes Beispiel.