40 Jahre später: The Real Ax Band veröffentlicht „Just Vibrations – Live at the Quartier Latin Berlin“
Am 19. und 20. April 1978 spielte die „Real Ax Band“ zwei Abende hintereinander im Quartier Latin. Dabei entstandene Aufnahmen sind nun – 40 Jahre später – als Live-Album erhältlich. Es ist als CD und zum Herunterladen verfügbar, eine Vinyl-Version stellt die Band in Aussicht. Wie cool ist das denn?!
Und gestern landete diese CD in meinem Briefkasten – vielen Dank dafür an Marion Klein von der Real Ax Band! Was mich und Marco besonders freut: Wir konnten bei der Entstehung ein ganz klein bisschen helfen. Denn Marlon und seine Bandkollegen konnten sich weder erinnern noch Unterlagen dazu finden, wann genau die Konzerte damals stattfanden. Als sie dann herausfanden, dass wir am Buch über’s Quartier Latin arbeiten, baten sie uns um Recherchehilfe. Tatsächlich konnte Marco anhand der von ihm gesammelten Programmflyer, Eintrittskarten, Plakate und Konzertbewerbungen sowie der alle 20 Quartier Latin-Jahre umfassenden Veranstaltungschronik die exakten Konzertdaten nachweisen. (Wer in dieser Chronik schmökern und überhaupt das Buch haben will, sollte uns hier unmittelbar finanziell unterstützen: http://www.visionbakery.com/quartierlatin-berlin – am besten jetzt gleich ;-)
Ein Faksimile des damaligen Quartier Latin-Programmflyers findet sich im CD-Booklet. Dort liest man auch, dass nachfolgend im Quartier Latin unter anderem die renommierte polnische Jazz-Rock-Band Niemen spielte, dann die Gruppe Tara „irländische“ Folklore vortrug und schließlich der bissig-linke Liedermacher Franz-Josef Degenhardt gastierte. Was zeigt, wie groß die stilistische Bandbreite des Quartier Latin stets war.
Zeitlose, inspirierende Fusionmusik
Das Live-Album legt sehr authentisch Zeugnis davon ab, wie exzellent die Real Ax Band musikalisch darin war, Rock und Jazz zu fusionieren, stilistisch offen zu improvisieren, zu grooven und Sounds zu erschaffen. Aus heutiger Sicht klingen die Tracks – mit so wunderbar verschwurbelten Titeln wie „Dreitag der Freizehnte“ und „Sammelsurium (et Brimborium)in Aquarium est“ – immer treibend und clever, mal nach Krautrock, mal soulig und nach Bands wie Weather Report. Insgesamt klingen sie für mich sehr funky, insbesondere dann, wenn die Londonerin Maria Archer singt. Das ist zeitlose, inspirierende Fusionmusik, zu der man heute vorbehaltlos mit- und abgehen kann.
Dass die Real Ax Band eine Nähe zur damals recht populären Band Embryo hatte und Marlon Klein wiederum zu den heute ebenso populären wie umtriebigen Dissidenten gehört, lässt sich an diesen Live-Aufnahmen durchaus erahnen. Auf jeden Fall macht das Album auch heutzutage großen Spaß. Inwieweit die deutlich zu hörende Spielfreude und Virtuosität der Real Ax Band durch die spezielle Quartier Latin-Atmosphäre beeinflusst war, ist vielleicht Spekulation. Ich würde sagen: auf jeden Fall!
Nicht zuletzt zu erwähnen ist unbedingt , dass die Real Ax Band seinerzeit zu jenen Bands gehörte, die sich selbst managten, ihre Musik selbständig verlegten und überhaupt unabhängig von damaligen Plattenfirmen agierten. So machten das in jenen 70er Jahren unter anderem Embryo, Missus Beaty und Ton Steine Scherben. Letztere spielten ganz am Anfang ihrer Entwicklung auch im Quartier Latin – aber das ist eine andere Geschichte, die wir im Buch ausführlich erzählen.
„Real Ax Band: Just Vibrations – Live at the Quartier Latin Berlin“ wird als CD (und evtl. als Vinyl) vertrieben von Sireena und als Digital Download von Fuego. Mehr Infos auf der Website der Band: https://realaxband.de